Verbesserte Melanom-Erkennung mit Nevisense – was ist das? Wie verbessert die Impedanzspektroskopie in unsere Hautarztpraxis in München die Erkennung von schwarzem Hautkrebs?
von Dr. med. H. Popal, Hautarzt, Köln-Sülz
Bisher basierte die Erkennung von schwarzem Hautkrebs auf der optischen Untersuchung durch den Hautarzt – mit bloßem Auge, Lupenvergrösserung und Video-Auflichtmikroskopie. Bei ungewöhnlichen Muttermalen und schwarzem Hautkrebs im Frühstadium sind diese Verfahren zuweilen nicht eindeutig. Ein ganz neues Untersuchungsverfahren aus Schweden verbessert die Hautkrebsvorsorge erheblich: das Nevisense-Verfahren.
„Was ist das Nevisense-Verfahren?“
Das Nevisense-Verfahren wurde in 20jähriger Forschungsarbeit am renommierten Karolinska-Institut in Schweden von der Fa. SciBase entwickelt. Nevisense untersucht und nützt bestimmte Veränderungen von Hautzellen, wenn diese bösartig werden. Es arbeitet mit der sog. „elektrischen Impedanzspektroskopie EIS“. Die EIS ermöglicht es, objektive Informationen aus ungewöhnlichen (atypischen) Muttermalen zu gewinnen, ohne diese zu verletzen. Nevisense misst und analysiert Hautflecken und erkennt so Veränderungen in der Zellstruktur, Zellausrichtung, Zellgrösse und Zelltypen. Diese Zusatzinformationen sind sehr wertvoll bei der Melanomerkennung. Die Informationen, die bisher mit keiner anderen Technik zugänglich sind, ermöglichen gerade in schwierigen Grenzfällen eine auf Fakten beruhende Entscheidung.
„Wie ist die wissenschafliche Basis von Nevisense?“
Nevisense ist ein schulmedizinisches Verfahren auf einer gesicherten wissenschaftlichen Grundlage. Die Grundlagen wurden 1998 – 2010 europaweit an über 20 Kliniken an ca. 2800 Patienten entwickelt. Von 2010-2012 wurde das endgültige Programm international an ca. 1900 Patienten fertiggestellt. Die Ihre Genauigkeit wurde in der grössen sog. „Prospektivstudie“ ermittelt, die bisher im Bereich der Melanomdiagnostik durchgeführt wurde. Die Genauigkeit wurde in drei Studien mit ca. 4000 untersuchten Läsionen bestätigt. Seine Genauigkeit bei Verdacht auf schwarzen Hautkrebs wurde ermittelt mit einer sog. „Sensitivität“ von 97%. Normale Haut und veränderte Haut weisen unterschiedliche elektrische Eigenschaften auf. Normale Zellen haben zB im Unterschied zu Krebsvorstufen eine anderer Zellgrösse, Form, Ausrichtung, Dichte und Struktur der Zellmembranen. Diese Eigenschaften wirken sich aus auf die Leit- und Speicherfähigkeit der Zellen. Man nennt dies elektrische Impedanz. Ein vom Gerät ausgesendetes harmloses elektrisches Signal kann diese Veränderungen feststellen und analysieren. Pro Messung wird an 225 Messpunkten in unterschiedlicher Gewebetiefe gemessen. Es werden Veränderungen erkannt, die auf Abnormalitäten in der Zellstruktur, Ausrichtung, Grösse, molekularen Zusammensetzung und Integrität der Zellwände hindeuten. Weitere Daten finden Sie zB auf www.nevisense.de
„Wie läuft das Nevisense-Verfahren ab?“
Nevisense ist sicher und schmerzlos. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und kann in die normale Vorsorgeuntersuchung problemlos integriert werden. Bei der Untersuchung wird eine stempelförmige Elektrode pro Muttermal zweimal auf die Haut gedrückt. Das Ergebnis steht sofort zur Verfügung. Auf dem Bildschirm wird die Messung in Form einer Skala angezeigt, die den Grad der Atypie anzeigt. Damit ist eine auf verlässlichen Fakten beruhende Entscheidung möglich.
„Was kostet Nevisense?“
Nevisense ist ein ganz neues Verfahren. Die privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten im allgemeinen, eventuell mit Begründung. Für Kassenpatienten steht Nevisense als Selbstzahler-Leistung (IGeL) zur Verfügung. Die Kosten liegen zwischen ca 90 und 120 Euro, je nach Aufwand.
„Wie erfolgt die Behandlung nach der Nevisense- Untersuchung?“
Verdächtige Hautveränderungen werden in der Regel in Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) ambulant entfernt. Sie werden dann in ein Speziallabor zur histologischen (mikroskopischen), Untersuchung geschickt.
Ihr Praxisteam Dr. med. H. Popal
Berrenrather Str. 296
50937 Köln Sülz
Tel. 0221 – 420 00 73
www.hautzentrum-koeln.com
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Einige wissenschaftliche Veröffentlichungen dazu:
Clinical performance of the Nevisense system in cutaneous melanoma detection: an international, multi-centre, prospective and blinded clinical trial on efficacy and safety Malvehy J, Hauschild A, Curiel-Lewandrowski C, Mohr P, Hofmann-Wellenhof R, Motley R, Berking C, Grossman D, Paoli J, Loquai C, Olah J, Reinhold U, Wenger H, Dirschka T, Davis S, Henderson C, Rabinovitz H, Welzel J, Schadendorf D, Birgersson U. British Journal of Dermatology. 2014 May 19. DOI: 10.1111/bjd.13121.
Electrical Impedance Spectroscopy as a potential adjunct diagnostic tool for cutaneous melanoma Mohr P, Birgersson U, Berking C, Henderson C, Trefzer U, Kemeny L, Sunderkötter C, Dirschka T, Motley R, Frohm-Nilsson M, Reinhold U, Loquai C, Braun R, Nyberg F, Paoli J. Skin Res Technol. 2013 Jan 27. doi: 10.1111/srt.12008.
Electrical impedance and the diagnostic accuracy for malignant melanoma Åberg P, Birgersson U, Elsner P, Mohr P, Ollmar S. Experimental Dermatology, 2011 Mar 3; 648-652.
Non-invasive and microinvasive electrical impedance spectra of skin cancer – a comparison between two techniques Åberg P, Geladi P, Nicander I, Hansson J, Holmgren U, Ollmar S. Skin Res Technol. 2005 Nov;11(4):281-6.
Skin cancer identification using multi-frequency electrical impedance – a potential screening tool Åberg P, Nicander I, Hansson J, Geladi P, Holmgren U, Ollmar S. IEEE Trans Biomed Eng 2004; 51(12): 2097-210